Pilgerwege der Welt
Rottenburg. Pilgern ist nach wie vor „in“. Dies zeigte auch die ansehnliche Anzahl an Besuchern, die kürzlich zum Bildvortrag von Alexander Bürger ins kath. Pfarrheim gekommen waren.
Bürger gab anfangs einen kurzen Einblick in sein bisheriges „Pilgerleben“. Befallen hat ihn das „Virus“ wie er selbst sagt vor ca. 13 Jahren. Seitdem haben ihn die Pilgerschaften nicht mehr losgelassen. Annähernd 15000 km war er seitdem in vielen Teilen der Welt unterwegs. Er ist mittlerweile unter anderem qualifizierter Pilgerbegleiter, hat den "Landshuter Pilgerstammtisch" gegründet und ist Mitglied der Fränkische St. Jakobus-Gesellschaft Würzburg.
Der Referent gab zu Beginn einige allgemeine Tipps für Pilgeranfänger: Man dürfe nicht einfach losgehen, sondern müsse sich intensiv vorbereiten. Wichtig sei die Information, was man unterwegs wirklich benötige. Früher marschierte man mit 20 kg auf dem Rücken los, heute sagt man genügt Gepäck das 10% des Körpergewichts ausmache. Zudem sind durch die modernen Materialien die Packmaße und -gewichte sehr klein geworden. Sehr wichtig sei sich zunächst einmal zu testen und an größere Strecken heranzutasten, wenn man es nicht gewohnt ist, ausdauernd zu wandern. Schließlich riet der Vilsbiburger noch jedem, im Vorfeld viel über den jeweiligen Pilgerweg zu lesen. Dazu hatte er eine Vielzahl an Büchern und Broschüren mitgebracht.
Seinen Lichtbildvortrag begann Bürger mit dem Camino del Norte. Der Weg beginnt in Irun im spanischen Baskenland an der Grenze zu Frankreich. In einer Vielzahl von beeindruckenden Bildern beschrieb der Pilgerführer den Weg als nicht ganz einfach. Nach Irun ist bald das Meer zu sehen, immer wieder sind Berge zu bezwingen und das Wandern am Strand ist im weichen Sand ebenfalls anstrengend. Über San Sebastian geht es weiter nach Orio mit der Wallfahrtskapelle San Martin de Tours. In vielen Lokalen gibt es Pilgermenüs. Hier trifft man sich zum Abendessen und zum Austausch. Nach etlichen Kilometern ist die Großstadt Bilbao erreicht. Der Küstenweg führt weiter zum Guggenheim-Museum. Bürger wählte den Weg entlang der Bucht nach Portugalete mit seiner Hängebrücke. Kurzzeitig verlässt man den Strand um nach Loredo zu kommen. Bis Santander wechseln Sandstrand und Steilküste. Hinter San Vicente de la Barquera betritt man asturischen Boden. Durch viele kleine Orte teils an der Küste, teils im Bergland ist die nächste große Stadt Gjion. Bei Ribadeo wird schließlich die Küste verlassen und man wandert durch das grüne Bergland Galiziens Santiago de Compostela entgegen. Dort besucht man die Pilgermesse und holt sich im Pilgerbüro seine Pilgerurkunde ab.
Die Via Francigena beginnt in Canterbury, Bürger ist sie aber erst ab Lausanne begangen. Er beschreibt diesen Weg, der durch die Schweizer Berge , unter anderem über den Großen St. Bernhard Pass führt, als anstrengend und für Anfänger nicht geeignet. Allerdings sind die Wege wunderschön: Durch die Po-Ebene nach Pavia und Piacenza. Schließlich über den Apennin nach Siena und dann nach Rom, der ewigen Stadt. Wenn auch immer wieder Passagen auf alte Römerstraßen führen, so ist man jedoch auch immer wieder gezwungen am Rande viel befahrener Straßen zu pilgern, so der Referent.
Zum Abschluss kam Bürger dann auf seine exotischste Pilgerreise: Nach Japan, dem Weg auf der Insel Shikoku, der zu 88 buddhistischen Tempeln führt. Hier waren alle Besucher nicht nur von den ausdrucksstarken Fotos begeistert, sondern auch von Bürgers intensivem Erzählstil. Auf den 1.140 Kilometern geht dieser buddhistische Pilgerweg im Uhrzeigersinn um die japanische Insel. Bürger erzählte, dass man in Japan als Fremder mit unendlicher Herzlichkeit aufgenommen werde. Es wird jedoch als sehr unhöflich empfunden, wenn man unangemeldet ankommt. Er erklärte, dass die fünf Wochen in Japan zu den beeindruckendsten seiner Erlebnisse zählen.
Am Ende dieser CBW-Veranstaltung bedankte sich Bernhard Sotzny im Namen des Pfarrgemeinderats mit einem Geschenk und verabschiedete Alexander Bürger mit Ultreia!, einem alten Pilgergruß.
(Text: Bernhard Sotzny)